
Fachkräftemangel im Handwerk eskaliert: Stellenbesetzung dauert jetzt 224 Tage
Die Zeit zur Besetzung offener Stellen im Handwerk hat sich mehr als verdoppelt. Aktuelle Zahlen belegen eine dramatische Verschärfung des Fachkräftemangels. Zudem gibt es wichtige Updates zum PFAS-Verbotsverfahren.
Bildurheber: Adobe Stock
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Der Fachkräftemangel ist längst keine abstrakte Bedrohung mehr, sondern eine handfeste betriebliche Krise, die das deutsche Handwerk mit voller Wucht trifft. Aktuelle Daten der Bundesagentur für Arbeit zeichnen ein düsteres Bild und belegen, was unsere Mitgliedsbetriebe täglich erfahren: Die Suche nach qualifiziertem Personal wird zu einer immer größeren Herausforderung. Gleichzeitig stehen mit dem PFAS-Verbotsverfahren und kritischen Sicherheitsfragen weitere entscheidende Themen auf der Agenda.
Im Fokus: Die Vakanzzeit als Gradmesser der Krise
Die alarmierendste Kennzahl ist die sogenannte Vakanzzeit – die Dauer vom gewünschten Besetzungsdatum bis zur erfolgreichen Vermittlung einer Stelle. Im Handwerk ist dieser Wert förmlich explodiert.
Dauer der Stellenbesetzung: Benötigte ein Handwerksbetrieb im Jahr 2015 im Schnitt 104 Tage, um eine offene Stelle zu besetzen, so waren es 2024 bereits 224 Tage. Das ist mehr als eine Verdopplung in weniger als einem Jahrzehnt.
Überdurchschnittlicher Anstieg: Der Anstieg um 120 Tage ist deutlich dramatischer als auf dem gesamten Arbeitsmarkt, wo die Vakanzzeit im selben Zeitraum „nur“ um 86 Tage (von 84 auf 160) zunahm. Handwerksbetriebe warten also nicht nur länger, der Abstand zum Rest der Wirtschaft vergrößert sich zusehends.
Dieser Trend wird durch die Beschäftigungsentwicklung untermauert: Während die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung in Deutschland seit 2015 um 13 % gewachsen ist, sank sie im Handwerk im gleichen Zeitraum um 3 %. Das Kälteanlagenbauerhandwerk wird explizit als einer von 40 Handwerksberufen genannt, die aktuell von einem akuten Fachkräfteengpass betroffen sind.
Sicherheitswarnung: Tödlicher Unfall durch falschen Umgang bei Druckprüfung
Ein tragischer Vorfall in Polen, der bereits im August 2024 zwei Menschenleben forderte, ist nun abschließend untersucht worden und dient als dringende Mahnung für die gesamte Branche. Die polnischen Behörden bestätigten, dass die Explosion einer Wärmepumpe durch den Einsatz von technischem Sauerstoff anstelle eines inerten Gases wie Stickstoff bei einer Druckprüfung verursacht wurde.
Der hochreaktive Sauerstoff vermischte sich mit Öldämpfen aus der Anlage und führte zu einer heftigen Entzündung und Explosion. Die Wucht der Detonation riss die Wärmepumpe auseinander und schleuderte Metallsplitter bis zu 300 Meter weit. Dieser Vorfall unterstreicht auf schreckliche Weise, wie unerlässlich die strikte Einhaltung von Sicherheitsvorschriften und die Verwendung der korrekten, für den jeweiligen Zweck vorgesehenen Betriebsmittel sind. Das verwendete Kältemittel (R410A) spielte für den Hergang des Unfalls keine Rolle.
PFAS-Verbotsverfahren: Wichtige Termine und nächste Schritte
Im laufenden Verfahren zum weitreichenden Verbot von PFAS-Stoffen hat die Europäische Chemikalienagentur (ECHA) den weiteren Fahrplan konkretisiert. Für alle Betriebe, die potenziell betroffene Komponenten oder Kältemittel einsetzen, sind die folgenden Termine von entscheidender Bedeutung:
Online-Informationsveranstaltung: Die ECHA wird am 30. Oktober 2025 eine Online-Informationsveranstaltung abhalten, um Interessengruppen auf die kommende Konsultation vorzubereiten.
SEAC-Konsultation: Im März 2026 startet eine 60-tägige Konsultation zum Entwurf der Stellungnahme des Ausschusses für sozioökonomische Analyse (SEAC). Hier geht es zentral um die Bewertung der wirtschaftlichen Folgen, die Verfügbarkeit von Alternativen und die technische Machbarkeit eines Verbots. Interessengruppen sind aufgerufen, hier fundiertes Feedback zu geben.
Abschluss der Bewertung: Die endgültige Stellungnahme des SEAC wird bis Ende 2026 erwartet. Damit wäre die wissenschaftliche Bewertung durch die ECHA-Ausschüsse abgeschlossen.
Weitere Branchen-Einblicke:
Fragwürdige Statistik: Ein Austausch zwischen VDKF, FGK, DKV und dem Statistischen Bundesamt (Destatis) hat erhebliche Zweifel an den offiziellen Produktionszahlen für Klimageräte in Deutschland offenbart. Die Statistik wies einen fragwürdigen Anstieg von 71 % auf und basierte auf fehlerhaften oder nicht überprüften Meldungen von Herstellern. Es wurde ein weiterer Fachaustausch vereinbart, um die Datenqualität zukünftig zu verbessern.
Positive Entwicklung bei Tiefkühlkost: Der Absatz von Tiefkühlkost in Deutschland zeigt 2025 eine positive Entwicklung, was für die Gewerbekälte ein positives Signal ist. Das Deutsche Tiefkühlinstitut (dti) prognostiziert ein Absatzwachstum von 3,2 %.
Ausbildung (ÜLU): Die Teilnahme an den Lehrgängen der überbetrieblichen Lehrlingsunterweisung (ÜLU) im Kälteanlagenbauerhandwerk zeigt eine bedenkliche Entwicklung. Insbesondere die Teilnahme am Kurs KK5 zu natürlichen Kältemitteln ist von 67,9 % (2023) auf 58,2 % (2024) gesunken. Angesichts der wachsenden Bedeutung dieser Kältemittel ist dieser Rückgang ein alarmierendes Signal für die Ausbildungsqualität.
Der Fachkräftemangel ist längst keine abstrakte Bedrohung mehr, sondern eine handfeste betriebliche Krise, die das deutsche Handwerk mit voller Wucht trifft. Aktuelle Daten der Bundesagentur für Arbeit zeichnen ein düsteres Bild und belegen, was unsere Mitgliedsbetriebe täglich erfahren: Die Suche nach qualifiziertem Personal wird zu einer immer größeren Herausforderung. Gleichzeitig stehen mit dem PFAS-Verbotsverfahren und kritischen Sicherheitsfragen weitere entscheidende Themen auf der Agenda.
Im Fokus: Die Vakanzzeit als Gradmesser der Krise
Die alarmierendste Kennzahl ist die sogenannte Vakanzzeit – die Dauer vom gewünschten Besetzungsdatum bis zur erfolgreichen Vermittlung einer Stelle. Im Handwerk ist dieser Wert förmlich explodiert.
Dauer der Stellenbesetzung: Benötigte ein Handwerksbetrieb im Jahr 2015 im Schnitt 104 Tage, um eine offene Stelle zu besetzen, so waren es 2024 bereits 224 Tage. Das ist mehr als eine Verdopplung in weniger als einem Jahrzehnt.
Überdurchschnittlicher Anstieg: Der Anstieg um 120 Tage ist deutlich dramatischer als auf dem gesamten Arbeitsmarkt, wo die Vakanzzeit im selben Zeitraum „nur“ um 86 Tage (von 84 auf 160) zunahm. Handwerksbetriebe warten also nicht nur länger, der Abstand zum Rest der Wirtschaft vergrößert sich zusehends.
Dieser Trend wird durch die Beschäftigungsentwicklung untermauert: Während die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung in Deutschland seit 2015 um 13 % gewachsen ist, sank sie im Handwerk im gleichen Zeitraum um 3 %. Das Kälteanlagenbauerhandwerk wird explizit als einer von 40 Handwerksberufen genannt, die aktuell von einem akuten Fachkräfteengpass betroffen sind.
Sicherheitswarnung: Tödlicher Unfall durch falschen Umgang bei Druckprüfung
Ein tragischer Vorfall in Polen, der bereits im August 2024 zwei Menschenleben forderte, ist nun abschließend untersucht worden und dient als dringende Mahnung für die gesamte Branche. Die polnischen Behörden bestätigten, dass die Explosion einer Wärmepumpe durch den Einsatz von technischem Sauerstoff anstelle eines inerten Gases wie Stickstoff bei einer Druckprüfung verursacht wurde.
Der hochreaktive Sauerstoff vermischte sich mit Öldämpfen aus der Anlage und führte zu einer heftigen Entzündung und Explosion. Die Wucht der Detonation riss die Wärmepumpe auseinander und schleuderte Metallsplitter bis zu 300 Meter weit. Dieser Vorfall unterstreicht auf schreckliche Weise, wie unerlässlich die strikte Einhaltung von Sicherheitsvorschriften und die Verwendung der korrekten, für den jeweiligen Zweck vorgesehenen Betriebsmittel sind. Das verwendete Kältemittel (R410A) spielte für den Hergang des Unfalls keine Rolle.
PFAS-Verbotsverfahren: Wichtige Termine und nächste Schritte
Im laufenden Verfahren zum weitreichenden Verbot von PFAS-Stoffen hat die Europäische Chemikalienagentur (ECHA) den weiteren Fahrplan konkretisiert. Für alle Betriebe, die potenziell betroffene Komponenten oder Kältemittel einsetzen, sind die folgenden Termine von entscheidender Bedeutung:
Online-Informationsveranstaltung: Die ECHA wird am 30. Oktober 2025 eine Online-Informationsveranstaltung abhalten, um Interessengruppen auf die kommende Konsultation vorzubereiten.
SEAC-Konsultation: Im März 2026 startet eine 60-tägige Konsultation zum Entwurf der Stellungnahme des Ausschusses für sozioökonomische Analyse (SEAC). Hier geht es zentral um die Bewertung der wirtschaftlichen Folgen, die Verfügbarkeit von Alternativen und die technische Machbarkeit eines Verbots. Interessengruppen sind aufgerufen, hier fundiertes Feedback zu geben.
Abschluss der Bewertung: Die endgültige Stellungnahme des SEAC wird bis Ende 2026 erwartet. Damit wäre die wissenschaftliche Bewertung durch die ECHA-Ausschüsse abgeschlossen.
Weitere Branchen-Einblicke:
Fragwürdige Statistik: Ein Austausch zwischen VDKF, FGK, DKV und dem Statistischen Bundesamt (Destatis) hat erhebliche Zweifel an den offiziellen Produktionszahlen für Klimageräte in Deutschland offenbart. Die Statistik wies einen fragwürdigen Anstieg von 71 % auf und basierte auf fehlerhaften oder nicht überprüften Meldungen von Herstellern. Es wurde ein weiterer Fachaustausch vereinbart, um die Datenqualität zukünftig zu verbessern.
Positive Entwicklung bei Tiefkühlkost: Der Absatz von Tiefkühlkost in Deutschland zeigt 2025 eine positive Entwicklung, was für die Gewerbekälte ein positives Signal ist. Das Deutsche Tiefkühlinstitut (dti) prognostiziert ein Absatzwachstum von 3,2 %.
Ausbildung (ÜLU): Die Teilnahme an den Lehrgängen der überbetrieblichen Lehrlingsunterweisung (ÜLU) im Kälteanlagenbauerhandwerk zeigt eine bedenkliche Entwicklung. Insbesondere die Teilnahme am Kurs KK5 zu natürlichen Kältemitteln ist von 67,9 % (2023) auf 58,2 % (2024) gesunken. Angesichts der wachsenden Bedeutung dieser Kältemittel ist dieser Rückgang ein alarmierendes Signal für die Ausbildungsqualität.
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